Seniorenunion auf den Spuren des Liedes „Stille Nacht“

 

Den 200. Geburtstag des Liedes „Stille Nacht, Heilige Nacht“ nahm die Seniorenunion Rottal/Inn zum Anlass, die Orte, an denen dieses Lied entstanden ist, aufzusuchen. Unter der fachkundigen Führung von Rektor a.D. Siegfried Gruber steuerte man zunächst den Ort Arnsdorf bei Salzburg an, wo Franz Xaver Gruber vermutlich die Melodie für dieses Lied schrieb. Auf der Fahrt dorthin überquerte die Reisegruppe die schöne Jugendstilbrücke, die zwischen Laufen und Obernberg über die Salzach führt. Siegfried Gruber erzählte im Bus Wissenswertes über Pfarrer Joseph Mohr, den Verfasser des Textes von „Stille Nacht“. Weil das Lied im Dezember 1818 in Oberndorf uraufgeführt wurde, dachte man, Pfarrer Mohr hätte es auch in diesem Jahr geschrieben. Doch ein 1995 zufällig gefundenes Original-Liedblatt verweist auf das Jahr 1816, als Pfarrer Mohr noch in Mariapfarr als Jungpriester wirkte. Eine Tafel in der Kapelle in Oberndorf bestätigt dies. Joseph Mohr wurde als uneheliches Kind in Salzburg geboren und konnte durch Unterstützung von Domchorvikar Johann Nepomuk  Hienle das Gymnasium besuchen und schließlich Theologie studieren. Nach seiner Priesterweihe 1815 wirkte er zuerst in Ramsau und in Mariapfarr, bevor er 1817 nach Oberndorf kam. Ab 1837 war er Vikar in Wagrain, wo er ein Schulhaus für arme Kinder baute und sich für Arme und Kranke einsetzte. Im Dezember 1848 starb er nach einem Versehgang aufgrund einer Lungenkrankheit, an der er seit seiner Kindheit litt. Weil es kein Portrait von ihm gab, exhumierte man seinen Leichnam 1912 und trennte seinen Kopf ab, um ein authentisches Bild von ihm zu erhalten. Sein Schädel ist in der Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf eingemauert, sein Leichnam ist in Wagrain bestattet. Auch von der ungewöhnlich schnellen und weltweiten Verbreitung des Liedes, das durch „Einfachheit und schlichte Schönheit“ allen gefiel, berichtete Siegfried Gruber. Mit diesem Wissen kam man in Arnsdorf an, wo das Schulhaus noch heute steht, in dem der Lehrer Franz Xaver Gruber ab 1807unterrichtete. Es dient auch jetzt noch als Schulhaus für zwei Kombiklassen. Als nächstes Ziel erreichte man die bekannte Wallfahrtskirche Maria Bühel, in der der dortige Pfarrer die Kirche in einer meditativen Betrachtung erklärte und mit einer kurzen Marienandacht abschloss. Ein Teil der Gruppe wanderte dann den kurzen Weg nach Oberndorf zur Stille-Nacht-Gedächtniskapelle hinunter, die anderen fuhren mit dem Bus dorthin. In der Vorgängerkirche, die um 1935 von einem Hochwasser verwüstet wurde, fand 1818 an Weihnachten die Uraufführung des Liedes mit sechs Strophen statt, zu dem Lehrer Franz Xaver Gruber, der dort als Aushilfsorganist wirkte, kurz vorher auf Ersuchen von Pfarrer Mohr die Melodie geschrieben hatte. Die Glasfenster links und rechts zeigen Pfarrer Joseph Mohr mit der Gitarre und Lehrer Franz Xaver Gruber. Nach dem Mittagsessen wurde eine Führung durch die Moor- und Kräuter-Erlebniswelt im Werk „Sonnen Moor“ unternommen. Die Informationen über die Moorprodukte, die mit verschiedensten Kräutern gemischt sind, interessierten vor allem die gesundheitsbewussten Senioren. Höhepunkt war in Hochburg-Ach das Gruber-Gedächtnishaus, das nachgebaute Geburtshaus von Lehrer Gruber, der im nahen Steinpoint geboren wurde. Man konnte allerhand aus seiner Kindheit und Jugend sehen, unter anderem den Webstuhl, der aufgrund der Tatsache, dass er wie sein Vater Weber werden sollte, von Bedeutung ist. Auch die Holzstäbchen in den Wandbalken, auf denen er ohne Instrument neue Lieder einübte, waren sehenswert Im Gruber-Gewölbe der „Stille Nacht -Gesellschaft“, die immer wieder Neues über das Leben des berühmten Komponisten veröffentlicht und jedes Jahr die „Suche nach der Stillen Nacht“ nachspielt, erzählte der Vorsitzende sehr ausführlich über das Leben von Lehrer Gruber und die „Authentische Veranlassung“. Das Lied Stille Nacht, Heilige Nacht wurde zwar nach der Uraufführung als „Tiroler Volkslied“ in vielen Teilen der Erde gesungen, sogar in Amerika, doch die Verfasser von Text und Melodie waren dort unbekannt. So stellte die Königlich Preußische Hofkapelle 1854 Nachforschungen über die Entstehung des Liedes an.  Von der Anfrage im Stift Sankt Peter in Salzburg erfuhr der Sohn von Franz Gruber zufällig, als dieser dort Sängerknabe war, und so konnte Gruber schriftlich bestätigen, dass er der Komponist der Melodie des Liedes ist. Joseph Mohr war damals schon verstorben. Weil das Weihnachtslied wie ein Friedensband die Erde umschlingt, wurde in Hochburg der Franz-Xaver-Gruber-Friedensweg mit einzelnen Stationen von der Stille-Nacht- Gesellschaft initiiert. Skulpturen von Künstler  Hubert  Flörl zeigen die fünf Kontinente, die von Engelsflügeln aus Bronze gehalten werden und jeweils eine Strophe von Stille Nacht tragen. Vor dem Gruber-Gedächtnishaus sind Skulpturen von Pfarrer Mohr und Lehrer Gruber zu sehen, wie sie Maria mit dem Kind das Weihnachtslied vortragen. Sicher werden alle Teilnehmer an Weihnachten bei diesem Lied an die besuchten Stätten denken.